Wenn man einen übergenauen und peniblen Chef hat, sollte man mit
starken Nerven ausgestattet sein und sich nicht aus der Ruhe bringen
lassen. Ansonsten könnte einem ein Ereignis wie das folgende graue Haare
wachsen lassen.
Das Drama begann damit, dass ich eigentlich nur drei Unterschriften von
meinem Chef benötigte.
1. Versuch auf gut Glück: Chef war nicht in seinem Büro.
2. Versuch: Dieses Mal hatte ich vorher angerufen. Ich wies nebenbei
darauf hin, dass ich einen Begriff im Text geändert hatte. Es hatte zur
Folge, dass er heftig ins Grübeln kam, ob dies richtig sei. Ich wurde also
mit dem Auftrag weggeschickt, doch bei älteren Vorgängen zu prüfen, wie es
dort formuliert war. Nach einer Minute hatte ich das erledigt. Das
Ergebnis war, dass es bei meiner Formulierung blieb.
3. Versuch: Nun fiel ihm noch ein Rechtschreibfehler auf (die Entwürfe
hatte er schließlich nur ein paar Mal zum Lesen gehabt!), woraufhin er
meinte, er müsse das Ganze noch einmal genau lesen. Dann fragte er, ob
denn die geplante Vorgehensweise üblich sei. Das wiederum konnte ich ihm
nicht beantworten, da es von Fall zu Fall entschieden wird.
Ich wanderte also wieder zurück in mein Büro, um die Korrektur vorzunehmen
und dann einen 4. und hoffentlich letzten Anlauf zu machen. Dazu kam es
aber gar nicht mehr. Chef rief an, teilte mir mit, dass sich die Sache im
Grunde erledigt habe. Ich solle alles liegen lassen und er wolle das am
Montag mit dem Verantwortlichen klären.
Ergebnis: Ich sitze nach einer halben Stunde Hin und Her wieder an meinem
Schreibtisch und es hat sich nichts geändert.
Fazit: Es war eine prima Beschäftigungstherapie am Freitagmorgen.
Ansonsten hätte ich mich fürchterlich gelangweilt. Und Bewegung hatte ich
auch noch, was will ich mehr?
(August 2002)

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