TextWald
 





 


Verlorene Weiblichkeit

Eine Bewerberin hatte angerufen und nachgefragt, ob sie Ihre Unterlagen per E-Mail schicken könne. Ich erklärte ihr, dass dies möglich sei und gab ihr meine E-Mail-Adresse. So weit, so gut. Ich fand bis dahin nichts Außergewöhnliches an dem Telefonat und war auch der Meinung, ich hätte ganz normal wie immer gesprochen. Dachte ich. Bis die E-Mail kam. Gerichtet an Herrn D. Wie bitte? Bisher war ich nicht der Ansicht, dass ich eine männliche Stimme habe, sollte ich mich da so sehr täuschen? Nur einmal wurde ich direkt am Telefon mit "Herr" angeredet, was aber damals vermutlich an der heftigen Erkältung mit Halsentzündung lag. Jedenfalls hat diese Bewerberin eine Eingangsbestätigung erhalten, und zwar von Frau D.! Aber wer weiß, ob ihr das auffallen wird, wahrscheinlich denkt sie dann nur, sie hätte vorher mit meinem Mann telefoniert. Ja, es ist nicht zu fassen, auf solche Ideen kommen die Leute wirklich. Einige Zeit vorher hatte ich einen Bewerber am Telefon, der mir erklärte, er habe einen Brief von Herrn D. bekommen. Dabei steht doch ausdrücklich in den Briefen "bearbeitet von Frau D." Ich teilte ihm mit, dass dieses Schreiben von mir verfasst worden war. Damit sollte doch alles geklärt sein, dachte ich. Aber dann wollte er unbedingt meinen Mann sprechen, weil der ihm doch einen Brief geschrieben hat. Wir fangen also noch mal von vorne an ...

(September 2002)


 


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